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Diagnostik

Die Chinesische Medizin diagnostiziert und behandelt nach ganzheitlichen Kriterien, wobei die individuellen Symptome eines Patienten auf das spezifische Ungleichgewicht der Energien in seinem Organismus hinweisen. Alle Erkrankungen werden nach Yin und Yang, Kälte und Hitze, Übermaß und Mangel, sowie Innen und Außen eingeteilt.

Bei der Untersuchung stützt sich der TCM-Arzt auf die Zeichen einer Gesundheitsstörung, die er mit seinen Sinnen wahrnehmen kann. So spricht z.B. eine Rötung oder die Überfunktion eines Organs für ein Übermaß an Hitze bzw. Yang-Energie. Dagegen sprechen Blässe, Schwäche, Ödeme oder die Unterfunktion eines Organs für Kälte bzw. ein Übermaß an Yin-Energie. Die diagnostischen Methoden der TCM teilt man in fünf Gruppen ein: 

  1. Diagnostik durch Betrachten: Hierbei beurteilt der TCM-Arzt die Farbe der Haut, der Schleimhäute, der Bindehaut der Augen und insbesondere die der Zunge und des Zungenbelages. 

  2. Diagnostik durch Hören und Riechen: Hierbei beurteilt der TCM-Arzt zum einen den Geruch der Ausdünstungen des Patienten oder seiner Ausscheidungen. Bestimmte Gerüche können Hinweise auf bestimmte Erkrankungen geben. Zum anderen achtet er auf Geräusche z.B. des Hustens eines Patienten. Auch ob ein Mensch laut und kraftvoll oder schwach und leise spricht, besitzt große diagnostische Relevanz.

  3. Diagnostik durch Befragen: Bei der so genannten Anamnese erkundigt sich der Untersucher ausführlich nach dem Befinden des Patienten. Anders als ein moderner westlicher Arzt, der seine Diagnose vor allem auf Laborbefunde stützt, bemüht sich der TCM-Arzt ein möglichst genaues Bild der Körperfunktionen und subjektiven Beschwerden des Patienten zu erhalten. Dazu fragt er ihn nicht nur nach seinen aktuellen und vergangenen Beschwerden, sondern erkundigt sich auch nach Vorlieben oder Abneigungen, nach seiner Gemütsverfassung usw. Wenn Patienten z.B. leicht frieren und lieber warmes Essen und Trinken zu sich nehmen, ist dies ein Hinweis auf einen Mangel an Yang-Energie. Umgekehrt leiden Patienten mir einer Vorliebe für gekühlte Getränke und der Gewohnheit, sich nur dünn anzuziehen, meist an einer Hitze-Erkrankung – sie haben also einen Überschuss an Yang-Energie.

  4. Diagnostik durch Betasten: Hierbei drückt der Untersucher z.B. auf bestimmte Akupunkturpunkte am Oberkörper oder erspürt druckschmerzhafte Stellen im Bauch. Das wichtigste diagnostische Element dieser Methode ist allerdings die Pulsuntersuchung. Bei der traditionellen chinesischen Pulsdiagnostik misst man nicht allein die Pulsfrequenz. Man unterscheidet ganze 28 verschiedene Pulsqualitäten. Der Puls kann z.B. oberflächlich oder tief, schnell oder langsam, gespannt oder weich, stockend oder schlüpfrig sein. Die Bewertung dieser Pulsqualitäten weist den erfahrenen Praktiker auf das Vorliegen bestimmter Gesundheitsstörungen hin. 

Schließlich stellt der TCM-Arzt unter Berücksichtigung aller erhobenen Befunde eine TCM-Diagnose, die ihn dann direkt zur individuell notwendigen Behandlung führt. Dabei wird dann beispielsweise ein Mangel an Yang-Energie durch wärmende und stärkende Kräuter oder Wärmeanwendung an Akupunkturpunkten ausgeglichen. Ein Übermaß an Yang-Energie, was sich z.B. an Kopfschmerzen, Bluthochdruck oder Schwindel in Verbindung mit einem roten Gesicht und Verlangen nach kühlen Getränken zeigen kann, würde dann entsprechend mit kühlenden Kräutern und absenkenden Akupunkturtechniken behandelt werden.