Heuschnupfen, allergische Rhinitis
Heuschnupfen aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
Die Bereitschaft auf bestimmte Allergene, wie z.B. Pollen, mit Erkrankungen des Atemtraktes zu reagieren, wird in der TCM als eine Art Abwehrschwäche angesehen. Normalerweise zirkuliert die Abwehrenergie, das so genannte Wei Qi, unter der Haut und den Schleimhäuten und stabilisiert so unsere Körperoberfläche gegen äußere Einflüsse. Diese äußeren klimatischen Einflüsse werden auch als die Sechs Übel oder sechs pathogenen Faktoren bezeichnet, namentlich Wind, Kälte, Hitze, Feuchtigkeit, Trockenheit und Sommerhitze.
Als die alten chinesischen Ärzte vor vielen Jahrhunderten ihr Theoriegebäude errichteten,kannten sie weder Bakterien oder Viren noch Pollen als Krankheitsauslöser. Aber durchihre feine Beobachtungsgabe, war es ihnen gelungen, die Krankheitsentstehung aus einem Zusammentreffen von äußeren Einflüssen und einer inneren Disposition zu erklären. Dabei können die äußeren Übel nur dann eine Krankheit auslösen, wenn sie auf einengeschwächten Organismus stoßen. Die innere Neigung zu bestimmten Erkrankungen ergibt sich aus der Konstitution, der Lebens- und Ernährungsweise und der psychischen Verfassung.
Im Fall des Heuschnupfens ist es der Wind, der meist kombiniert mit Hitze oder Kälte in die Nase eindringt, wo die körperliche Abwehr eine Schwachstelle hat. Der Wind blockiert die Nase, was sich als verstopfte Nase und Niesen bemerkbar macht. Ist zusätzlich Hitze mit im Spiel, kommt es zu Jucken und Brennen und Rötung in Augen, Nase und Hals.
Nun mag es heutzutage etwas antiquiert erscheinen, Hitze, Kälte und Wind als Krankheitsursachen anzunehmen, wo man doch inzwischen weiß, daß Blütenpollen oder andere Allergene zu einer Histaminausschüttung und damit zu den genannten Symptomen führen. Aber wenn man sich einmal vor Augen führt, dass uns die modernen Erkenntnisse zwar Medikamente beschert haben, die eben diesen Mechanismus unterdrücken, so müssen wir aber auch eingestehen, dass wir von einer ursächlichen Behandlung und damit von einer Befreiung von diesem Leiden noch weit entfernt sind. In Anbetracht dieser Umstände lohnt es sich doch, sich diesen alten Ideen wieder zuzuwenden. Denn lässt man sich einmal auf diese Gedankenwelt ein, erscheint das chinesische Wind-Konzept gar nicht mehr so unvernünftig. Ist es nicht schließlich der Wind, der die Pollen von den Blüten zur menschlichen Nasenschleimhaut transportiert? Auffallend ist auch die Verschlimmerung der Beschwerden bei sonnigem und windigem Wetter.
Die alten chinesischen Ärzte haben sich auch nicht damit begnügt, die Krankheitsursachen aufzudecken. Damit einher ging auch die Entwicklung von Behandlungsverfahren. Was kann man nun tun, wenn Wind in den Körper eingedrungen ist? Man muß ihn natürlich wieder hinausbefördern. Und dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten: Unter den 360 klassischen Akupunkturpunkten gibt es auch eine Reihe von sog. Windpunkten. Die meisten von ihnen tragen sogar das Wort Wind in ihrem Namen, wie z.B. Fengmen, Tor des Windes, auf dem oberen Rücken oder Fengchi, Wind-Teich, im Nacken. An diesen Punkten kann man mit entsprechender Nadeltechnik den Wind eliminieren. Einen ähnlichen Effekt hat auch das Schröpfen mit Sauggläsern auf diesen Punkten.
Auch die chinesische Kräutermedizin kennt viele Mittel, die den Wind vertreiben, Juckreiz stillen, Hitze klären, die Nase frei machen oder die Augen klären.
Man sieht, die chinesische Medizin bietet hier ein in sich geschlossenes Konzept an, bei dem auf eine Diagnose eine entsprechende ursächliche Therapie folgt, auch wenn die verwendeten Begriffe etwas mystisch erscheinen.
Am elegantesten ist es jedoch, die Beschwerden gar nicht erst entstehen zu lassen. Ist dieHeuschnupfenneigung bekannt, sollte man am besten schon 6 bis 8 Wochen vor der „Saison“ mit einer Behandlung beginnen. Dabei geht es darum, entweder mit Akupunktur oder mit Heilkräutern das äußere Abwehrsystem zu stabilisieren, um die äußeren Übel nicht eindringen zu lassen. Mit individuell ausgewählten Kräuterrezepturen stärkt man in der Chinesischen Medizin die Abwehr-Energie. Auch die moderne pharmakologische Forschung in China hat belegen können, dass bestimmte Heilkräuter das Immunsystem zu regulieren vermögen. Auf diese Weise kann man einerseits das Immunsystem stärken und andererseits eine überschießende Immunreaktion, wie bei Allergien, beruhigen.