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Rheuma

Wind, Feuchtigkeit, Kälte oder Hitze

Die Behandlung von Rheuma mit chinesischer Medizin

Schmerzhafte rheumatische Erkrankungen plagen nicht nur unsere Zeitgenossen, wobei viele Indizien dafür sprechen, dass sie mit einer überreichlichen Ernährung und einem hohen Fleischkonsum einhergehen, der typisch für unsere Zeit ist. Doch ist eine unausgewogene Ernährung nicht der einzige Grund für rheumatische Leiden. Auch zu anderen Zeiten und in anderen Kulturen gab es derartige Erkrankungen. Schon vor etwa 2000 Jahren wurden schmerzhafte rheumatische Erkrankungen in China im Inneren Klassiker des Gelben Kaisers beschrieben.

Dieses Grundlagenwerk der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) besitzt bis heute Aktualität und einen enorm hohen Stellenwert in der Medizin Chinas. Was wir heute Rheuma nennen, wurde dort als Bi bezeichnet, was soviel bedeutet wie Blockade, Verschluss, Obstruktion. Damit verbindet man die Vorstellung, dass die Energieleitbahnen, auch Meridiane genannt, die unseren Körper durchziehen, verstopft bzw. blockiert sind. Das heißt, dass das Blut und das „Qi“ – unsere Lebensenergie – nicht frei durch unseren Körper zirkulieren können. Wo Qi und Blut nicht durchfließen können, stauen sie sich auf. Es kommt also zu einer Stagnation. Und wo die freie Passage von Qi und Blut nicht gewährleistet ist, so ein Lehrsatz der TCM, kommt es unweigerlich zu Schmerzen. Vorrangiges Ziel der TCM-Behandlung ist es also, den behinderten Qi- und Blut-Fluss wieder herzustellen. Dies kann man sowohl mit Akupunktur, Massage, Wärmeanwendungen als auch durch die innerliche Einnahme chinesischer Kräuter erreichen. Optimal ist die Kombination äußerlicher und innerlicher Anwendungen.

Wie kommt es eigentlich zu diesen Blockaden in den Leitbahnen? Seit den Zeiten des legendären Gelben Kaisers bis auf den heutigen Tag werden rheumatische Erkrankungen in China auf das Eindringen krankmachender klimatischer Faktoren in den geschwächten Körper zurückgeführt. Diese klimatischen Einflüsse sind Wind, Feuchtigkeit oder Kälte. Die Alten Chinesen hatten beobachtet, dass z.B. Leute, die in feuchten und kühlen Hütten lebten, häufig an schmerzhaft geschwollenen Gelenken litten. So definierte man geschwollene Gelenke als eine Feuchtigkeitserkrankung. Dann machte man auch die Beobachtung, dass sich die Gelenkschmerzen mancher Menschen bei kaltem Wetter gravierend verschlimmerten. Typisch für diesen Kälte-Typ der rheumatischen Schmerzen ist auch, dass die Schmerzen über längere Zeit auf bestimmte Gelenke fixiert sind. Im Gegensatz dazu beschrieb man rheumatische Erkrankungen vom Wind-Typ, die sich, dem Wesen des Windes entsprechend, im Körper hin und her bewegen, also wandern. Im Allgemeinen sind diese krankmachenden Faktoren Wind, Feuchtigkeit und Kälte gleichzeitig in den Leitbahnen von Rheumapatienten zu beobachten, doch überwiegt häufig einer dieser drei Faktoren, was man bei der Behandlung berücksichtigen muss. Bei wandernden „Wind-Schmerzen“ muss man also Wind zerstreuende Kräuter anwenden, bei den fixierten und besonders heftigen „Kälte-Schmerzen“ muss man wärmende Kräuter einsetzen, die man auch durch äußerliche Wärmeanwendungen unterstützen kann. „Feuchtigkeit“ bei geschwollenen schmerzhaften Gelenken muss man durch harntreibende Kräuter ausleiten. Darüber hinaus gibt es auch einige Kräuter, die allgemein die Leitbahnen wieder durchgängig machen, sie sozusagen innerlich putzen, von Blockaden befreien. 

Dann werden auch noch rheumatische Erkrankungen vom Hitze-Typ beschrieben. Es heißt, dass sich die oben beschriebenen Faktoren in Hitze umwandeln können, wenn sie sich lange im Körper angestaut haben. Dies entspricht einer akuten Gelenksentzündung im Sinne der modernen Medizin, die sich bei chronischen rheumatischen Leiden immer wieder als akuter Schub einstellt. In dieser Situation muss man zuerst kühlend behandeln, sowohl innerlich als auch äußerlich. Ist die akute Entzündung vorbei, kann man sich auf das Ausleiten der oben genannten krankmachenden Faktoren konzentrieren, was in chronischen Fällen einige Wochen bis Monate in Anspruch nimmt. Auf diese Weise können Schwellungen und Schmerzen deutlich vermindert und die Beweglichkeit der Gelenke wieder verbessert werden. So lässt sich die Lebensqualität bei chronischen Rheumaleiden entscheidend verbessern.

Andreas Kalg