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Buchbesprechung von Helmut Magel

Andreas Kalg: Chinesische Arzneipflanzen: Wesensmerkmale und klinische Anwendung – preisgekrönt

 

Das Buch wurde mit dem Internationalen Buchpreis 2009 der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Traditionelle Chinesische Medizin ausgezeichnet. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert. Andreas Kalg leistet mit dem Buch Pionierarbeit, indem er die Zusammenhänge zwischen den Erscheinungsformen von 100 chinesischen Kräutern und ihrer Wirkung aufzeigt. Dazu werden erst die chinesischen Namen und Beinamen erklärt, die oft bereits Hinweise auf die medizinische Wirkung enthalten. Beleuchtet wird sowohl die historische Kontinuität wie der Wandel im Verständnis und Anwendungsbereich eines Arzneimittels.

Statt trockenem Lehrbuchwissen sind alle Informationen praxisnah und leicht verständlich aufbereitet. Ausgewählte Legenden und Zitate klassischer chinesischer Ärzte mit direktem Bezug zur medizinischen Anwendung vertiefen das Wissen. Der Autor liefert viele Details, die in einer herkömmlichen Materia Medica keinen Platz haben.

Das Buch versteht sich als weiterführende Zusatzlektüre zu bereits existierenden Werken der Materia Medica, die darauf abzielt, Wissen zugänglich zu machen, das im Prozess der Modernisierung und Standardisierung der Chinesischen Medizin als „TCM“ in China nicht mehr berücksichtigt wurde. Dabei macht Kalg klassische Quellen der Chinesischen Arzneimitteltherapie für jene zugänglich, die selbst nicht des Chinesischen mächtig sind, und wählte aussagekräftige Kommentare maßgeblicher klassischer Ärzte zu den dargestellten Heilkräutern aus.

Kalg bleibt jedoch nicht bei dem Erfahrungswissen chinesischer Ärzte aus zwei Jahrtausenden, von der Antike stehen, sondern leitet stets von der Beschreibung eines Arzneimittels im traditionellen Sinn zur modernen klinischen Anwendbarkeit über. So bietet er nicht nur wertvolles medizinhistorisches Wissen, sondern zeigt auch auf, wie man dieses Wissen in der heutigen Praxis anwenden kann.

Durch die Diskussion der Signaturen chinesischer Arzneipflanzen begeht dieses Buch Neuland. Bisher gibt es weder in China noch im Westen eine geordnete Darstellung dieses Aspektes der klassischen Chinesischen Medizin.

Die Signaturenlehre ist die Lehre von den Zeichen in der Natur, die als Merkmale auf Ähnlichkeiten, Verwandtschaften und innere Zusammenhänge hinweisen. Analogien bestehen demnach zwischen Form, Farbe, Charakter, Geruch, Geschmack, Standort, Entstehungszeit, Farben, therapeutischen und astrologischen Zuordnungen.

Während man im modernen China diesen zumeist als unwissenschaftlich verstandenen Teil des eigenen medizinischen Erbes weitgehend ignoriert, findet man in klassischen Quellen eine Vielzahl von Hinweisen darauf, dass Pflanzen oder andere Arzneimittel nach ihrem Erscheinungsbild und anderen hervorstechenden Merkmalen verstanden und medizinisch genutzt worden sind.

Das Buch bemüht sich um eine wertfreie Dokumentation dieses Teilaspekts der chinesischen Arzneimittelkunde und möchte dem Leser diese Zusammenhänge auch als eine weitere mögliche Memorierhilfe anbieten.

Eine Besonderheit dieses Buches liegt darin, dass die Zitate aus klassischen Werken der Chinesischen Medizin vom Autor direkt aus dem Chinesischen ins Deutsche übersetzt wurden. Somit entfällt die häufig in der deutschsprachigen TCM-Fachliteratur zu beobachtende Verfälschung von Inhalten, die sich nicht vermeiden lässt, wenn man chinesische Texte aus deren englischen Übertragungen ins Deutsche übersetzt.

Farbige Fotos der Kräuterdrogen im Buch und farbige Fotos der Pflanzen im Internet (das „+ im Web“ des Verlags) illustrieren das vermittelte Wissen auch optisch eindrucksvoll.

Die im Anhang im Internet veröffentlichten Tabellen bieten bisher im deutschen Sprachraum nicht zu findende Informationen zu den klassischen chinesischen Ärzten und den bedeutendsten Werken der chinesischen Arzneimitteltherapie.

Die klassischen chinesischen Ärzte werden dort nicht nur mit ihren Geburtsnamen, sondern auch mit ihren selbst gewählten und mit ihren Ehrennamen aufgelistet. So kann der Leser, der in diesem oder anderen Werken auf unbekannte Namen chinesischer Ärzte stößt, in dieser alphabetisch organisierten Liste nachschlagen und die aufgeführten Ärzte anhand ihrer Lebenszeit besser im historischen Kontext einordnen.

Auch die Liste der klassischen Werke der chinesischen Arzneimitteltherapie bietet eine in diesem Umfang im deutschen Sprachraum bisher ungesehene Nachschlagequelle, wobei der Autor sich auch die Mühe gemacht hat, die chinesischen Titel ins Deutsche zu übertragen.

Kalg, Andreas: Chinesische Arzneipflanzen: Wesensmerkmale und klinische Anwendung - mit Zugang zum Elsevier-Portal (Urban & Fischer in Elsevier)
ISBN: 978-3-437-57510-5 kartoniert XVIII, 390 S. 59,95 Euro zu bestellen bei naturmed

Newsletter "Der Gelbe Kaiser" 1/2010, hrsg. August-Brodde-Schule/ABZ-West e.V. – http://www.abz-west.de/Aktuell/Newsletter/Der-Gelbe-Kaiser-ret.html

 

Helmut Magel

Schulleiter (Konzeption und Pädagogik)

August-Brodde-Schule / ABZ West e.V.

Kooperationspartner der AGTCM

Paulstr. 16   42287 Wuppertal

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